Wintergoldhähnchen fotografieren

February 01, 2018  •  1 Kommentar

Wintergoldhähnchen auf Ast einer TanneWintergoldhähnchenSie zählen zu den kleinsten Vögeln Europas und wiegen unter 6 Gramm.

 

Nachdem ich eines meiner Wintergoldhähnchen-Fotos auf Facebook gepostet hatte, schrieben sehr viele, dass sie diesen Vogel nicht kennen. Dabei ist es gar nicht mal so selten. Zumindest sehe, oder besser gesagt, höre ich es relativ häufig bei meinen Streifgängen durch die Berliner Grüngebiete. Aber das ist auch nur ein kleiner Teil von Deutschland bzw. Europa. 

Gerade weil es so wenige das Wintergolghähnchen zu kennen scheinen, möchte ich heute gerne beschreiben, wie ich zu diesen Bildern gekommen bin.

Am Anfang steht für mich das Erkunden eines (neuen) Gebietes. Es kann sein, dass ich ein Areal mehrfach besuche ohne ein einziges gutes Foto. Aber ich beobachte und lausche. Inzwischen erkenne ich bereits viele Vögel am Ruf. Ist dies nicht der Fall, geht die Suche am Abend vor dem Rechner los. So bekommt man langsam einen Eindruck, welche Vögel dort unterwegs sind. 

Im Fall der Wintergoldhähnchen habe ich Bilder von selbigen in meiner Timeline gesehen und dachte mir "Hey, die hattest Du ja noch nie richtig fotografiert, das wird höchste Zeit". Also habe ich mich schlau gemacht: Erster Anlaufpunkt war die Wikipedia-Seite: Wow! Der kleinste Vogel Europas! Übrigens: Nur die englische Wikipedia hat genaue Größenangaben, es lohnt sich also, auch mal dort nachzuschauen. Den Tipp habe ich als Kommentar, ebenfalls über Facebook bekommen, Danke dafür!. Und nach dem Lesen wusste ich, es bevorzugt Nadelbäume. Ich wusste bereits vorher, wie ihr Ruf klingt. Mit der zusätzlichen Information über die Nadelbäume konnte ich den Aufenthaltsort gut eingrenzen. 

Also ging es an einem Samstag los. Das Wetter war alles andere als freundlich: Regnerisch, der Himmel grau und an Sonne war nicht zu denken... so wie fast jeden Tag zur Zeit. Da braucht das frühe Aufstehen am Wochenende Überwindung. Aber was tut man nicht alles für ein tolles Bild. Nach einem kurzen Fußmarsch war ich schon bei meiner Stamm-Location vor der Haustür: Ein Fleckchen Grün mitten in der Stadt. Bereits kurz nach dem Betreten konnte ich ein sehr hohes Piepsen (Klangprobe) ausmachen. Ich sah den ersten Vogel jedoch nur noch wegfliegen (ich habe hier beschrieben, wie man sich vorsichtig nähern kann, damit genau das im Idealfall nicht passiert). Ich ging weiter zu dem Bereich, an dem mehrere Tannen standen, und lauschte. Auch hier war das typisch hohe Zwitschern zu hören. Ich ging ein paar Meter in die andere Richtung und packte meine Fotoausrüstung aus (das mache ich normalerweise bereits früher, aber ich war noch von der ersten Begegnung ein wenig abgelenkt). Ich positionierte mich vor der Tanne und beobachtete. Man sah hinter den Zweigen Bewegung, aber so recht Zeigen wollte sich keins. Ab und an sah ich eins, setze mit der Kamera an.... und weg war das Vögelchen. Natürlich ohne Foto oder mit Foto aber ohne Vogel. So ging das eine ganze Weile. Oft sah man ein angewandtes Goldhähnchen oder einzelne Körperteile durch die dichten Nadeln des Baumes. Hier ein typisches Foto:

 

Hinterteil vom sich versteckenden WintergoldhähnchenMeist sieht man das Wintergolhähnchen nur so oder noch weniger von ihm.Copyriqht Holger Reimann

 

Aber je länger ich still vor dem Baum stand, desto öfter sah ich den kleinen Piepmatz auch auf der mir zugewandten Seite der Äste. Auch hier wird also Geduld belohnt. Mit ein wenig Glück konnte ich ein paar Bilder machen und zwischendurch hat sich auch mal die Sonne gezeigt. Pah, Sonne, von wegen: Ein paar nicht ganz so dichte Wolken zogen über mir vorbei. A propos, das sind denkbar schlechte Voraussetzungen für Fotografen. Wenig Tageslicht, ich unter dunklen Tannen und dann das kleine Vögelchen halb verdeckt von Zweigen...ach ja, sagte ich bereits, dass sie eigentlich nie still auf dem Ast sitzen? Sie hüpfen und springen permanent, ohne Pause von Ast zu Ast. 

Technik-Intermezzo: Schnell bewegende Vögel brauchen eine kurze Belichtungszeit. Damit das Bild richtig belichtet wird, braucht man viel Tageslicht, welches in diesem Fall nicht vorhanden war, oder man muss die Lichtempfindlichkeit hochschrauben (ISO). Die Blende war sowieso bereits komplett offen und hat so ein Maximum an Licht auf den Sensor durchgelassen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als viele Bilder zu machen und zu hoffen, dass das Hähnchen bei einem der Klicks des Verschlusses gerade still stand. Denn bei den folgenden Belichtungseinstellungen wäre ein sich so schnell bewegender Vogel nicht scharf zu fotografieren gewesen: 1/320s, f4 und ISO2000 bis 2500.

Nach ein paar Stunden wurde es langsam dunkler, aus den mittelgrauen Wolken wurden dunkelgraue Wolken und es begann zu regnen. Normalerweise bleibe ich gerade bei Regen draußen. Denn dann passieren die tollsten Dinge und gestört wird man auch nicht. Aber heute war das Licht einfach weg und ich beschloss einzupacken. 

 

 

Siehe auch: Wie ich mich Vögeln nähere, Wintergoldhähmchen auf Wikipedia, Klangprobe auf YouTube

 

 


Kommentare

Gabriele Marke(nicht registriert)
Superschöne Aufnahmen. Wie ich von Andreas Kieling hörte, gibt es im Nordwesten von Berlin ein Areal mit Sandflächen, an denen Gottesanbeterinnen vorkommen! VIEL SPASS WEITERHIN. Ich fotogrsfieres ausschliesslich mit Handy und damit ist es fast unmöglich, scharfe Aufnahmen von kleinen Motiven zu bekomnen.
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