Naturfotografie-Tipps: Wie ich mich Vögeln nähere
Schon oft wurde ich gefragt "Wie machst Du das? So nah kam ich noch nie ran" und genau darum soll es hier gehen. Ich möchte daher beschreiben, was so die wichtigsten Punkte sind, um Vögel zu fotografieren. Vieles habe ich mir mühsam angelesen und anderes habe ich über lange Zeit lernen müssen. Ich habe es natürlich in der Großstadt deutlich leichter als andere auf dem Land zum Beispiel. In der Stadt sind die Vögel an den Menschen meist mehr oder weniger gewöhnt. Ein Greifvogel, zum Beispiel, fliegt normalerweise schon ab 50-200m weg, wenn er merkt, dass man sich ihm nähert. In urbaner Umgebung kann man unter Umständen einige Meter unter ihm hindurch laufen. Aber vielleicht sollte man bei den nicht ganz so scheuen Vögeln anfangen: Es gibt grundsätzlich mehrere Methoden nah heranzukommen. So kann man sich ein "Versteck" (auch Hide genannt) zunutze machen. Hier versteckt man sich mittels laubähnlicher Tarnung. Das ganze reicht von einer gemusterten Tarndecke über Umhänge, unter denen man selbst verschwindet, bis hin zum kompletten Tarnzelt. Für mich als Stadtmensch ist das eher nichts. Ich würde mir sehr komisch vorkommen, wenn ich mich mit Tarnumhang oder gar einem Tarnzelt im Stadt-Park am Wegesrand verstecken würde und die Leute an mir vorbeilaufen. Das ist aber sicher meine ganz persönliche Befindlichkeit. Hier soll es also eher um Tipps bei der "Pirsch" gehen also dem ganz normalen Annähern an Vögel und sind natürlich auch für Nicht-Fotografen gedacht, die Vögel einfach nur beobachten möchten.
Tipp Nummer eins: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort seinNicht an jeder Location sind auch die Vögel, die wir gern beobachten möchten und manchmal sind sie auch genau dort, wo wir sie nie erwartet hätten. Die Zeit spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Ich kenne ein Bussardpaar, welches morgens und abends zu einer Wiese zur Jagd fliegt und dazwischen in Bäumen viele Meter entfernt sitzt. Möchte ich Sie fotografieren, weiß ich, wohin ich gehen muss, je nach Uhrzeit. Aber dies funktioniert natürlich nur nach vielen Besuchen. Man muss den Ort einfach kennenlernen. Je nach Bewuchs halten sich unterschiedliche Vögel dort auf, Spatzen und Meisen sind oft in Hecken und Büschen zu finden. Specht und Kleiber halten sich, artgemäß, eher an Ästen und Baumstämmen auf und Greifvögel sitzen in der Regel hoch oben in der Baumkrone. Eine Amsel sieht man auch meist auf dem Boden oder singend auf einem niedrigeren Ast. Das gleiche gilt für Rotkehlchen und andere Bodenbrüter. Eine Hinweis ist dementsprechend: Was fessen die Vögel und wo finden sie das Futter ihrer Wahl. Ihr merkt schon, man muss sich mit den Tieren beschäftigen. In Städten mit ausreichender Begrünung gibt es Vögel, die man fast überall antrifft. Tauben, Spatzen, Meisen. Sie findet man in fast jedem Park, dafür seltener in einem Wald. Für Stadtmenschen empfehle ich für den Anfang, den Gang in den nächsten (größeren) Park. In Berlin sind dort eigentlich immer Spatzen, Kohl- und Blaumeisen und weitere Vögel, je nach Jahreszeit, zu finden. Läuft man die Wege einmal ab, findet man meist bereits bei den Vögeln bekannte Futterstellen. Hier hat man es meist besonders leicht.
Tipp Nummer zwei: Verlasst Euch auf die Ohren und nicht nur auf die AugenViele Vögel unterhalten sich eifrig, wenn sie sich ungestört fühlen. Wer kennt nicht das Geschnatter in einer Hecke voller Spatzen oder Kohlmeisen an der Futterstelle. Kommt man Ihnen zu nah, wird es schnell ruhig: Die Vögel verstummen. Die nächste Stufe ist der Warnruf. Besonders der der Amsel ist den meisten wohl bekannt. Wichtig zu wissen ist hier, dass auch andere Vögel auf Warnrufe anderer Arten reagieren. Fängt beispielsweise an einer belebten Futterstelle die Amsel an zu warnen, hört man schnell nur noch Flattergeräusche der fliehenden Vögel. YouTube eignet sich prima, Vogelstimmen kennen zu lernen. Hört Euch einfach mal ein paar Stimmen am Abend an und verinnerlicht diese.
Tipp Nummer drei: Achte auf Deine BewegungWährend ich mich den Tieren nähere, versuche ich mich möglichst langsam und gleichmäßig zu bewegen. Je kleiner der Abstand, desto langsamer die Bewegung. Es sieht bestimmt lustig aus, wenn ich vor einem Strauch in Zeitlupe einen Schritt vor den anderen setze. Auch bei größerem Abstand und mit herunter baumelnder Kamera versuche ich nicht mit meinen Armen hin und her zu schwingen. Sie liegen eng am Körper an. Ein weiterer guter Tipp ist, wenn man dezente Handschuhe trägt. Dies mache ich oft auch im Sommer. Denn helle Haut ist gerade bei Bewegungen sehr auffällig. Es gibt extra Tarnhandschuhe, aber oft reichen schon unterziehhandschuhe aus Baumwolle oder Seide, welche günstig zu bekommen sind.
Tipp Nummer vier: Sei bereitDu solltest die Kamera beim Annähern bereits am Auge haben. Denn das Hochnehmen ist für die Vögel eine ziemlich beängstigende Bewegung. "Huch, da ist einer nah dran und dann macht der noch so komische Sachen!? ....nichts wie weg", wird sich der eine oder andere Vogel da schon gedacht haben. Ich halte die Kamera daher am Auge im Anschlag und schaue mit beiden Augen ganz leicht über die Kamera. Um durch den Sucher zu schauen, muss ich keine größere Bewegung mehr machen. Den Boden sollte man vorher nach Wurzeln und ähnlichem bereits abgesucht haben, um ein Stolpern zu vermeiden. Ich mache bereits bei jedem Schritt ein paar Bilder und nähere mich stetig an. Und irgendwann kommt man zu dem Punkt, an dem der Vogel denkt "Du-bist-zu-nah-ich-bin-dann-mal-weg".
Tipp Nummer fünf: Achte auf das Verhalten der VögelVögel zeigen einem meist bereits vor dem Abflug, dass sie einen bemerkt haben. Sie drehen sich dabei meist von der Gefahrenquelle weg. Man selber sieht dann nur noch ihren Rücken. Sie sind dann abflugbereit und können der Situation jederzeit entfliehen. Oft hilft es in einer solchen Situation, stehen zu bleiben. Man muss zwar unter Umständen eine Weile warten, aber dafür bleiben sie und gewöhnen sich an den Eindringling. Oft drehen sie sich dann auch wieder um und widmen sich wieder dem, was Vögel so machen.
Tipp Nummer sechs: Übe Dich in GeduldOft fliegen die kleinen Piepmätze weg, wenn man Ihnen zu nahe kommt. Ist man an einer den Vögeln bekannten Futterstelle, kommen sie jedoch meist wieder. Oftmals schauen sie einen dann auch neugierig an und erwarten geradezu Nachschub. Es ist also niemals schlecht, ein paar Körner dabei zu haben. Aber bitte achte darauf, was Du verfütterst. Brot gehört dabei zu den eher ungesunden Vogelsnacks. Hier bietet das Internet gute Ratgeber. Ist der erste Schreck verflogen, kommen viele Vögel auch neugierig wieder zurück. Ich habe in (m)einem Park zwei Spechte (Buntspecht und Mittelspecht), die sich zu den Vögeln gesellen und schauen, was es so zu Schnabulieren gibt. Wird man von einem Eichelhäher beobachtet, ist es nicht verkehrt, eine Nuss dabei zu haben. Er macht sich durch sein Krächzen meist frühzeitig bemerkbar und beobachtet den merkwürdigen Zweibeiner in seinem Revier. Wirft man dann eine Nuss mit einem gewissen Abstand auf den Boden, während er zu einem schaut, kommt er oft mit ein paar Zwischenstationen näher.
Ich hoffe ich konnte mit diesen Tipps ein wenig helfen. Schreib mir doch einfach Deine Erfahrungen in die Kommentare?! Vielleicht hast Du auch eigene Erfahrungen gemacht oder weitere Tipps? Ich würde mich freuen!
Kommentare
Ich kann Deine Tipps nur bestätigen. Allgemein ist es bei jeglicher Beschäftigung mit Tieren wichtig, sich auf ihre Wahrnehmungsebene einzulassen. Das ist bei Vögeln optisch und akustisch, aber auch zeitlich. Manchmal ist es sehr frustrierend, manchmal auch lächerlich einfach. Tatsächlich neigen Vögel zu stereotypen Verhaltensweisen und machen immer zur gleichen Zeit das Gleiche.
Dabei kommt es zu tollen Fotos, aber auch zu einmaligen Erlebnissen, die man nirgendwo nachlesen oder sehen kann. Gerade das macht den Spass an Vogelfotografie / -Beobachtung aus.
Keine Kommentare veröffentlicht.
Wird geladen...
|